Mittwoch, 12. Juni 2013

Annoying things about India

Sooh Leute, nun sind wir einen Monat durch Indien gereist und haben von Süden nach Norden wirklich eine Menge gesehen, viele Leute kennen gelernt und uns mehr oder weniger an die Sitten und den "Indian way of Life" gewöhnt.
Zeit, das Land auch mal kritisch zu betrachten, es war nämlich nicht alles gut!

Punkt 1: Müll
Dass Indien ein ziemliches Müllproblem hat, wird sowohl sehr stark in den Großstädten, als auch auf dem Land deutlich.
Früher haben die Leute hier von der Natur gelebt und ihr Essen z.B. von Bananenblättern gegessen, die hinterher weggeschmissen wurden und verrotteten. Diese Wegwerfgewohnheit hat sich mit den aufkommenden Plastik-Verpackungen bis heute kaum geändert und deshalb liegt wirklich überall Plastikmüll, Schuhe etc in den Gossen, auf Straßen und Bürgersteigen, in Flüssen und an Stränden sowie entlang der Bahngleise und so weiter und so fort...
Vielerorts wird zwar jeden Tag von Frauen mit Reisigbesen alles weggefegt, jeden Tag liegt aber neuer Müll auf den Straßen. Mülleimer sucht man selbst in Großstädten oft vergebens - kein Wunder also. Dafür sieht und riecht man umso öfter brennende (Plastik)Müllberge am Straßenrand - sogar in Urlabsgebieten wie Goa und besonders schlimm im heiligsten Ort des Landes, Varanasi, wo sich am Flussufer die Müllberge mit Abwässern und tierischen und menschlichen Leichenresten vermischen und wohl nicht allzu selten als Futter für die zahlreichen Straßenhunde, Kühe, Ziegen, Hühner, Ratten und Kakerlaken dienen.
Ganze Existenzen gründen sich auf dem Müll: In Bangalore sahen wir z.B. eine alte Frau, deren Lebensaufgabe scheinbar darin bestand, verschiedene benutzte Plastikbecher zu sortieren und ineinander zu stecken.
In Ooti konnte man wirklich nur mit angehaltenem Atem an einem Fluss vorbei gehen, dessen Wasser milchig trüb war und in dem unglaublich viel Müll schwomm. In einem Kanal in Mumbai schwimmt sogar so viel Müll, dass man das Wasser kaum noch sieht. Das alles scheint keinen wirklich zu stören...

Punkt 2: Hotelzimmer
In eigentlich jedem Hotelzimmer gibt es hier irgendwas zu bemängeln (was man natürlich nicht macht, da man sich ja mit Absicht möglichst günstige Bleiben aussucht). Dennoch ist hier nichts so sauber und geordnet wie in Deutschland. Wir waren ja die meiste Zeit zu dritt unterwegs und hatten während der Zeit fur genau Zwei Nächte ein Zimmer, in dem drei Betten Standen. In den restlichen Hotels haben wir für 200 Rupien extra die Nacht eine zusätzliche Matratze bekommen, die allerdings oft nicht mehr war als eine dickere Isomatte oder Liegenauflage mit Kissen und Laken. Ebenerdig schlafen ist zwar nicht so schlimm, am Boden nichts mehr vom Luftzug des Deckenventilators abzukriegen dafür umso unschöner. Auch das Ungeziefer (Käfer, Ameisen, ...), das praktisch in jedem Hotel mit wohnt, macht es nicht angenehmer.
Die Bettwäsche an sich ist oft fleckig und löchrig, auch wenn sie meistens wenigstens sauber riecht. Decken zum Zudecken gibt es lange nicht überall, weshalb wir uns in Goa schon alle ein Stück Stofflaken für Strand und zum Zudecken nachts gekauft haben. Von den Temperaturen her braucht man zwar nichts, aber es schützt wenigstens teilweise gegen Moskitos.
Die Badezimmer darf man sich auch nicht zu genau anschauen...fast immer hatten wir eine normale 'Western Toilet', aber fast nirgends gab es Toilettenpapier. Dafür haben die Inder eine Art Mini-Duschkopf... Wir benutzen natürlich Klopapier, das man auch hier überall für ca. 50 Cent pro einzeln eingeschweißter Rolle kaufen kann. Wie genau das mit der Dusche funktionieren soll und vor allem wie man hinterher wieder trocken wird, haben wir nicht ausprobiert.
Die indischen Toiletten in Restaurants oder öffentlichen Einrichtungen bestehen meist aus einem Loch mit Trittflächen links und rechts. Nur mit Glück gibt es fließendes Wasser. Ansonsten muss sich der gemeine Inder mit einem Wassereimer begnügen. Fast immer lässt die Hygiene aber so zu wünschen übrig, dass man's sich beim Anblick einer öffentlichen Toilette spontan anders überlegt ;-).
Manchmal fehlen auch einige sanitäre Einrichtungen in den Hotelbädern. In Aurangabad warnte man uns bereits vorher, dass das Hotelzimmer keine Dusche besitzt, und es auch sonst keine Möglichkeit gäbe, sich zu duschen. Das Zimmer, was wir dort letztlich in einen anderen Hotel genommen haben, hatte kein Waschbecken... Fast nie gibt es einen Duschvorhang. Man duscht vielmehr mitten im Bad, sodass so ziemlich alles hinterher nass ist.
Mit Abflüssen ist man hier auch einfallsreich: während einige Zimmer über echte Rohrleitungen verfügen, gibt es in manchen Hotels einen Wasserschlauch, der zu einem Loch im Boden führt. Das Duschwasser fließt auch oft einfach in ein Loch in der Wand - was nicht abfließt, bleibt halt stehen. Am ökologisch sinnvollsten war aber der Abfluss von Dusche und Waschbecken unserer Strandhütte in Palolem. Die locker zusammengeschraubten Badwände aus Holz wurden am Boden durch einen Spachtel auseinander gehalten, sodass das (Seifen)Abwasser direkt in den Sand tropfen und versickern konnte!
Alles in allem mit Europa bzw. Deutschland im 21. Jahrhundert nicht vergleichbar, aber man gewöhnt sich an alles.

Punkt 3: Armut / Betteln
Dass die Schere zwischen Arm und Reich in Indien ziemlich weit auseinander klafft, wussten wir ja vorher. Es war auch klar, dass hier gebettelt wird, aber in welchem Umfang ist teilweise und gerade in den Städten erschlagend. Und so schlimm es auch ist, dass Leute sowas machen (müssen), sind wir dazu übergegangen, niemandem mehr etwas zu geben. Nachdem wir bis Ooti ab und zu Münzen gegeben haben, hat uns ein Erlebnis in Coimbatore zu diesem Entschluss gebracht, wo ein Bettler vorm Bahnhof einfach weiter bettelte, nachdem wir ihm etwas gegeben haben. Und ganz ehrlich: würde man jedem Bettler hier etwas geben, wäre die Reise nicht finanzierbar.
Die Art, wie die Leute hier betteln, ist sehr unterschiedlich und teilweise echt unschön und nervig. Manchmal kommen die Menschen ( Alte, Kranke, körperlich Benachteiligte oder Kinder mit Baby auf dem Arm) an roten Ampeln einfach zum Auto und betteln durch die meist offenen Fenster. Auf der Straße laufen sie hinter einen her und ziehen seltener sogar an den Klamotten oder halten einen am Arm fest. Klar sind diese Leute bestimmt verzweifelt, aber sowas ist sehr unangenehm und wird erst recht nicht mit Geld belohnt.
Schlimmer noch finde ich persönlich, dass einige (kleine) Kinder gezielt auf einen als Ausländer zukommen und um Geld betteln - Kinder die es teilweise ganz sicher nicht nötig haben, zu betteln. Aber da sind wohl auch einige Touristen nicht ganz unschuldig dran, denn wenn die Masche noch nie funktioniert hätte, würde es ja keiner machen.
Ändern kann man als Urlauber vor Ort an der Gesamtsituation nichts, und so muss man auch damit klar kommen.

Punkt 4: Moskitos
Hier muss nicht mehr viel gesagt werden: Sobald die Dämmerung einbricht, fangen die Biester an zu fliegen, wobei die Blutsaugerdichte in Südindien erheblich höher ist als im Norden. Kurzärmlig draußen sitzen ist dort nur mit Mückenschutzmittel möglich, welches ziemlich auf der Haut und gerade im Gesicht brennt. Nachts schützt einen ebenfalls Autan und eine Decke. Wird man dann doch gestochen, dann meistens in die Füße, was noch drei Tage später sehr schön beim Gehen mit geschlossenen Schuhen juckt!

Punkt 5: Im Mittelpunkt stehen
Unter dem Stichwort fasse ich mal alles zusammen, wo wir als Touristen eine Attraktion für die Inder darstellen. Praktisch überall wird man hier (interessiert über komisch bis böse) angeschaut. Beim Essen, in Bus oder Bahn, auf der Straße etc.
Oft sind wir interessanter als das eigentlich sehenswerte Objekt. Im Zoo von Mysore schielten so viele Kameralinsen in unsere Richtung, dass ich manchmal gerne darauf hingewiesen hätte, dass die Tiere doch 'hinter' den Gitterstäben sind. Bei den unterschiedlichsten Sehenswürdigkeiten bspw. in Mumbai, Delhi, Varanasi, Aurangabad etc. wollten viele Inder ein Foto mit uns machen. So nett und lustig das manchmal ist, nach dem fünften Foto fängt es langsam an zu nerven. Zum Ende hin haben wir uns einen Spaß daraus gemacht, 10 Rupien pro Foto zu nehmen - die Inder geben einem ja auch nichts umsonst. Erstaunlich viele Menschen waren dazu auch direkt bereit.
Alles in allem kann man damit hier aber sehr gut leben und kommt auch ab und an nett mit den Indern ins Gespräch!

Punkt 6: Rikscha- und Taxifahrer
Ein ziemlich großes Ärgernis sind auch die Rikscha- und Taxifahrer, die praktisch vor jedem Bahnhof und Flughafen sowie an Sehenswürdigkeiten und Hotels warten und ständig ihre Fahrten zu allen möglichen anderen eventuell interessanten Orten anpreisen - natürlich grundsätzlich überteuert und mit ziemlicher Penetranz. Aber auch daran gewöhnt man sich ziemlich schnell und überhört die meisten Rufe einfach.

Punkt 7: Ladenbesitzer
So ziemlich jeder Inder, der hinter der Ladentheke steht oder einen Straßenstand mit irgendwelchem Ramsch (von Schmuck über Sonnenbrillen, Stoffe, Klamotten und Souvenirs bis hin zu Essen) ist natürlich der Meinung, dass man als Weißer alles braucht und mit auf Reisen nehmen will. Die Penetranz ist teilweise vergleichbar mit der der Rikschafahrer, wobei die Ladenbesitzer zum Glück Ortsgebunden sind und einem nicht hinterher laufen oder fahren.

Mit ein wenig Gewöhnung ist das alles aber im Endeffekt erträglich gewesen, wobei wir dennoch froh sind, Indien hinter uns gelassen zu haben und im viel sauberen, unaufdringlicheren und freundlichen Nepal trekken gehen zu können :-)

Glg
Björn

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